Station 5
Zerstörung und Wiederaufbau
Zugewanderte und Vertriebene in Deutschland
Im Laufe seiner Geschichte hat Deutschland immer wieder Millionen Menschen aufgenommen und integriert. Bedingt durch die Industrialisierung entstanden besonders im Ruhrgebiet massenhaft neue Arbeitsplätze. Ab 1870 kamen 350.000 polnische Arbeiter, von denen viele blieben. Davon zeugen noch heute viele Familiennamen mit polnischem Ursprung.
Infolge des Zweiten Weltkriegs mussten 14 Millionen Deutsche in den Ostgebieten ihre Heimat verlassen, sie siedelten in die vier Besatzungszonen über. Dies war die größte Zuwanderung, die Deutschland je erlebt hat. Im Jahr 1959 betrug der Anteil von Vertriebenen und Zugewanderten an der Gesamtbevölkerung der Bundesrepublik knapp 25 %. Auch Niederstetten erlebte einen beträchtlichen Bevölkerungszuwachs. Die größte geschlossene Gruppe an Vertriebenen waren 200 Bessarabiendeutsche, die im Jahr 1945 hier eintrafen.
Dank des Wirtschaftswunders wurden Arbeiter knapp. Von 1955 bis 1973 warb die Bundesrepublik Deutschland insgesamt 2,6 Millionen Gastarbeiter an, von denen viele – auch in Niederstetten – blieben. Nach dem Volksaufstand in Ungarn beantragten 16.000 Ungarn deutsches Asyl. Infolge des Prager Frühlings 1968 flohen 11.500 Tschechen in die Bundesrepublik. Nach dem Zusammenbruch der Ostblockstaaten wanderten ab 1990 Deutschstämmige ein, bis 2012 kamen 2,5 Millionen Spätaussiedler.
In den Jahren 1991 bis 1999 verließen infolge der Jugoslawienkriege Bosnier, Kroaten und Kosovaren ihre Heimat. Über 500.000 Balkanflüchtlinge kamen nach Deutschland.
Ausgelöst durch eine Vielzahl von kriegerischen Auseinandersetzungen und Wirtschaftskrisen kommt es in den letzten Jahren zu sehr umfangreichen Flüchtlingsströmen in vielen Regionen der Welt. Der hierdurch ausgelöste Umfang der Zuwanderung in unser Land kann noch nicht beziffert werden, weil die Flüchtlingswelle noch lange nicht beendet ist.